Otto Koenig gründete nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit seiner Frau in Wien die Biologische Station Wilheminenberg, aus dem später das Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften hervorging. Er war naturwissenschaftlicher Autodidakt und hatte zahlreiche Semester Psychologie, Anthropologie, Urgeschichte sowie Volks- und Völkerkunde studiert. Populär ihn machten nicht nur seine zahlreichen Bücher, sondern vor allem auch die Fernsehsendung "Rendezvous mit Tier und Mensch" im österreichischen Fernsehen.
In der Ontogenese Otto Koenigs gibt es eine ausgedehnte Vorgeschichte der Kulturethologie. Otto Koenig war in eine Welt hineingewachsen, die sensibilisiert war für "kulturethologische" Fragestellungen. Er hatte es als "Schlüsselerlebnis" empfunden, als er im Alter von zehn Jahren mit seinem Vater in Südfrankreich Ferien machte und sie die Segelboote, die vielfach bereits über Zusatzmotore verfügten, beobachteten. Der Vater äußerte dabei, dass wegen der zunehmenden Motorisierung der Schiffe die Segel zukünftig wohl immer kleiner ausfallen würden, bis schließlich auf dem Bug der vollmotorisierten Schiffe nur noch Segelattrappen, deren Herkunft niemand mehr zu erklären wisse, zu finden seien.
Ein adriatisches Motorboot mit einem funktionslosen Mast- und Segelrelikt
Das war ein Denkstil, der sich in der darwinistischen Tradition vielfach herausgebildet hatte und sich schon bei Emanuel Herrmann (1878) belegen lässt. Aber nicht nur die zentrale Fragestellung der Kulturethologie war in der Ontogenese Otto Koenigs früh vorgegeben. Es war sicher ein sehr glücklicher Umstand, dass Otto Koenig, wie seine Skizzenbücher zeigen, schon als Kind neben seiner Vorliebe für biologische Fragestellungen auch ein ausgeprägtes Interesse für volkskundliche Themen (selbstverständlich Nikolaus und Krampus: Koenig, L. 1984, 19; aber auch die Abwehraugen an den Adriaschiffen) sowie für Trachten und Uniformen, entwickelte. Ohne dieses spezielle Interesse hätte der später zunächst doch primär biologisch arbeitende Verhaltensforscher das Paradigma seiner kulturethologischen Forschung nicht gefunden (d.h. Uniform, Auge), erst recht wäre er vermutlich zurückgeschreckt vor dem Umfang der philologischen und empirischen Detailforschung in einem unbekannten Arbeitsfeld. Das wache Interesse an der Uniformgeschichte führte ihn zu der speziellen Literatur, die ihn die Uniformgeschichte "als reinste Phylogenie" erkennen ließ, nämlich die 1942 in dritter Auflage erschienene uniformgeschichtliche Arbeit von W. Transfeldt (Mündl, K. 1991, 145), und ihm weiterführende Quellen aufschloss. Das ebenso wache Interesse an folkloristischen Motiven und an ornamentalen Strukturen ließ ihn die zahlreichen ritualisierten Augenmotive entdecken.
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